Ak. Oberrat i.R. Dr. Ulrich Stößel, Dipl. rer. soc.
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Nachruf
Am 11.05.2024 ist Uli Stößel gestorben.
Er war ein Mensch der Universität, ein Wissenschaftler, ein Lehrender mit Leib und Seele. Aber der Elfenbeinturm war seine Sache bestimmt nicht.
Ganz im Gegenteil: Der kritische Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, gerade was die Medizin und das Medizinstudium betrifft, auf das Große und Ganze der Gesellschaft, die Gesundheitsversorgung, die kranken Menschen, das war es, was er den Studierenden vermitteln wollte, wofür er brannte.
Ulis großes Interesse an und sein leidenschaftliches Engagement für die Studierenden zeigt vermutlich kaum etwas so gut wie die Seminare auf dem Rämsenberg. Ein ganz besonderer Ort in den Schweizer Bergen, eine Hütte zur Selbstversorgung und nur mit einer Gondel erreichbar.
Uli scheute keine Mühe. Er kaufte ein, organisierte Autos und die Fahrt mit der Gondel. Uli hat es bis zum Schluss geliebt, mit seinen Studierenden in die Schweiz auf den Rämsenberg zu fahren, mit ihnen dort zu diskutieren in der Hütte, vor der Hütte, beim Wandern und natürlich auch abends bei einem Glas Wein. Denn der persönliche Kontakt zu den Studierenden war ihm wichtig. Es hat ihn interessiert, wer sie sind, was sie bewegt, wie sie sich ihre spätere Rolle als Ärztin oder Arzt vorstellen.
Die Medizinsoziologie war seine Heimat: über 35 Jahre arbeitete er an der Abteilung für Medizinische Soziologie und auch nach seiner Pensionierung blieb er dem jetzigen Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie eng verbunden. Für die meisten dort war er nicht nur ein Kollege, sondern ein Freund und ein für alle Belange wichtiger Ansprechpartner.
Den Unibetrieb kannte er wie kein Zweiter auch durch seine langjährige Tätigkeit im Senat der Universität, deren Entwicklung er immer mit Blick auf die gesellschaftliche Verantwortung einer solchen Institution kritisch begleitet hat.
Uli war lange im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie. Als politisch denkendem und engagiertem Menschen war es ihm wichtig, dass möglichst viele, auch junge Kolleginnen und Kollegen dort aktiv werden und Anschluss finden. Dafür hat er sich eingesetzt und sie untereinander vernetzt.
Uli ist immer mit offenen Augen und Ohren herumgelaufen, war an Allem interessiert und hat die Lehre bis zum Schluss mit hochaktuellen Themen und innovativen didaktischen Ideen bereichert. Sein Engagement ging aber weit darüber hinaus. Man konnte sich immer auf ihn verlassen. Seine Fairness und Kollegialität, seine Abneigung gegen Egoismen - ob auf individueller oder Fächer-Ebene -, sein kritischer Blick auf die Medizin und ihre gesellschaftliche Verantwortung, sein Engagement für die Studierenden waren für uns immer wegweisend und wir sind dankbar und froh, dass wir mit ihm über so lange Zeit zusammen arbeiten, zusammen Zeit verbringen konnten.
Er wird uns fehlen. Vielen Dank für Alles.